Datum: 15.11.16
Sprachgeschichte bei den Südslawen
1850 Wiener Abkommen: Ein Standard für südslawische Sprachen wünschenswert.
Beschluss z.B.: Man soll Ijekavisch schreiben.
Wurde nicht von Staatschefs o.ä. unterschrieben, sondern u.a. von Sprachwissenschaftern und Literaten wie Karadžić oder Mažuranić.
Man hat sich nicht daran gehalten.
Auch bekannt als „Geburtsstunde des Serbokroatischen“ <- ist ein Missverständnis ->
Zweite Hälfte d. 19. Jhd.: Sprachwissenschaft: Serbokroatisch.
NDH
NDH – Satellitenstaat von Hitler und Mussolini unter Ante Pavelić.
Ante Pavelić ist aus Jugoslawien geflüchtet und hat die Ustaša im Ausland gegründet. War anfangs eine politische Bewegung im Ausland, die den jugoslawischen Staat nicht anerkannt hat.
- Rigorose Sprachreform (Grundlage menschenverachtende Politik)
Im Wortschatz wurde Archaismen gegenüber Neologismen der Vorang gegeben, z.B. komšija im Kroatischen sehr gängig aber nicht Standard im Gegensatz zum archaischen susjed. (Andere Beispiele: zdenac / bunar oder pastir / čobanin)
Im Serbischen und Bosnischen Tendenzen umgekehrt.
(Heutzutage werden die distinktiven Merkmale zwischen den Sprachen sehr stark betont, nicht nur in Kroatien.)
- Rückkehr zur etymologischen Schreibweise
(težak -> težka / vrabac -> vrabca)
(Im Gegensatz zur phonologischen Schreibweise: težak -> teška / vrabac -> vrapca)
2. Jugoslawien
Etymologische Schreibweise galt als „Ustaša-Rechtschreibung“ (Stimmt natürlich nicht, ist viel älter)
Ab Mitte der 1950er gab es aus politischen Gründen Bestrebungen das Sebokroatische wieder zurückzubringen. Offziell war es auch so, aber in der Praxis wurde in unterschiedlichen Varietäten geschrieben/gesprochen. Serbokroatisch war also nicht gleich Sebokroatisch. Ivo Anrić bspw. hat in den 1920er/1930er Jahren Ijekavisch geschrieben, später als er nach Belgrad ging Ekavisch.
1954 – Abkommen von Novi Sad (novosadski dogovor)
Die Matica srpska und die Matica hrvatska sollten ein Wörterbuch sowie die Rechtschreibung der serbokroatischen Sprache erstellen.
Wurde 1960 veröffentlicht, aber nach dem zweiten Band (ca. 1964/65) kam es zum Bruch.
1967 Deklaration über die Bezeichnung und Stellung der kroatischen Schriftsprache (Deklaracija o nazivu i položaju hrvatskog književnog jezika)
Unzufriedenheit mit der Vereinheitlichung der Sprachen. Bewegung mit Forderung nach Hrvatski književni jezik.
=> Deklaration wurde als gefährlich eingestuft, Unterzeichner wurden zu Persona non grata, Bewegung niedergeschlagen (Kroatischer Frühling)
1990er – Wunsch sprachliche Unterschiede wieder hervorzuheben.
Divergierende Entwicklung.
Sprachbezeichnung: Bosnisch, Kroatisch, Serbisch, (Montenegrinisch)
Montenegrinisch
Vojislav Nikčević: Kodifikation der Sprache
2006 drittes Jugoslawien zerfallen. 19.10.07 Neue Verfassung. „Montenegrinisch“ als Amtsspache.
2009 Rechtschreibung des Montenegrinischen – zwei neue Buchstaben (ś und ź).